der kreative blick
auf die perspektive kommt es an
Die kreative Brille, Basisübung
Ob wir das Glas als halbleer oder halbvoll erachten, hängt in der Regel von unserem augenblicklichen Gemütszustand ab. Manchmal gelingt es uns nicht so leicht, die Seite zu wechseln. Der kreative Blick aber, der lässt sich trainieren wie ein Muskel, indem wir ihm einfach ein paar Sekunden oder Minuten unseres Alltags widmen, am Besten, bevor wir gerade mal wieder in einer Wolke aus Düsterniss abtauchen, die uns gänzlich die Sicht raubt. Hier geht es explizit darum, sich auf ein Feld des "Unwichtigen" einzulassen, welchselbiges natürlich keinerlei Relvanz zur alltäglichen Realität zu haben scheint, uns gleichwohl höchstes Vergnügen bescheren kann. Und was ist schon real, außer dem, was wir dafür halten? Wir lassen also unseren Blick schweifen. In der U-Bahn, beim Hundespaziergang, in unserer Wohnung. Wir machen uns bewußt auf, in unserem momentanen, normalen Umfeld "das Seltsame" zu entdecken. Oft geht damit eine Verlebendigung unserer Welt einher. Die Dinge erzählen uns phantastische Geschichten. Sie beginnen mit uns zu kommunizieren und auf wundersame Weise schenkt uns das eine zauberhaft-wohlige Wärme in unserem Inneren, ein Lächeln auf den Lippen und frische elefantastische Kraft für die Notwendigkeiten unseres Alltags.
Der kreative Blick für Fortgeschrittene
Der kreative Blick für Fortgeschrittene lädt uns ein, auch in angespannten Situationen, in denen wir uns normalerweise emotional festhaken würden, eine erfrischende Weite miteinzubeziehen, ohne dabei unsere Gefühle zu unterdrücken. Nehmen wir an, Sie ärgern sich gerade über irgendetwas (und wir beginnen hier erstmal mit Kleinkeiten...), das Sie ohnehin nicht mehr ändern können. Ihr Körper-System wurde wegen dieser Lapalie bereits durch Ärger unnötig übersäuert, die gute Laune ist jedenfalls perdu. Nun nutzen Sie, ohne sich den Ärger auszureden jene andere Parallell-Perspektive. Sie ziehen die Brille des Staunenden auf und sieh da: mit einem mal wird aus dem dem Vogelschiß auf dem frischgeputzten Fenster etwas ganz anderes. Da begrüßen uns ein formidabel hingeschnurzter Sir Winz n°1 mitsamt seiner Schwester Winzella n°2. Wenn weiterhin unser Ärger dominiert, gilt es noch weiter "das Seltsame" auszuspähen. Meistens ist unsere Aufmerksamkeit aber längst eingenommen von dem Entdeckten und im besten Falle, erlauben wir uns nun unserer Phantasie freien Lauf zu gewähren. Am liebsten würden wir uns jetzt hinsetzen und elefantastisch angeregt eine kleine Geschichte über die beiden schreiben. Vielleicht tun wir das, vielleicht haben wir gerade keine Zeit dazu. Doch binnen weniger Sekunden sind wir um eine lustige Begegnung reicher geworden, anstatt uns nachhaltig über den Vogelschiet zu ärgern. Nun kommt sogar Berdauern auf, uns von den beiden Wesen beim nächsten Regen wieder verabschieden zu müssen. Darum fotografieren wir sie noch schnell.
Sie dient - am besten dauerhaft getragen - der kreativen Bewältigung in allen Lebenslagen. Hier bedarf es einiger Erfahrung, stiller Aufmerksamkeit und großer Ehrlichkeit in sich selbst hinein. Die kreative Meisterbrille ermöglicht uns einen frischen Blick nach Innen, mitten in unser Wesen. Jetzt gilt es vorallem das Wunder des "es ist - grad - wie es ist" zu entdecken, tief durchzuatmen und von dort aus, den Erfahrungsraum einfach nur wachsam zu betrachten. Das Wunder entfaltet sich wie eine zarte Blüte mit einer Prise Humor...
Vom kreativen Blick in den kreativen Ausdruck
Der kreative Blick ist äußerst anregend. Nehmen Sie sich einfach mal ein bischen Zeit, wenn Sie mit der kreativen Brille 1-3 experimentieren und lassen Sie sich von Ihrer Inspiration leiten. Malen, Geschichten schreiben, Tönen, Komponieren, Tanzen... Ihre kreativen Spuren beleben diese Welt, machen sie reicher und das wiederum spiegelt sich in Ihrem Inneren als kostbarer, unverzichtbarer Schatz. Mir gefällt der Gedanke, dass - bevor die ganze Leistungsshow, das sich Produzieren und einander Bewerten verengend und irritierend dazwischen funkte - einfach grundlos glückliche Begeisterung das Urmotiv der Kunst gewesen sei: das einfache Glück in diesem materiellen Raum von etwas Größerem bewegt zu werden, etwas, das die „Künstlerseele“ zum Ausdruck treibt und durch frische Farb- und Formenklänge dann wiederum andere empfängliche Menschenseelen bewegt.
Wenn es wirklich nix zu erreichen gäbe, nix zu schaffen, nix zu verstehen, nix zu leisten, nix zu beweisen, nix mehr in die Welt zu bringen – hey... würden wir es da nicht einfach genießen, mit all diesen Nixen zu tanzen, den Pinsel in der Hand, die Farben verlockend im Auge, unser Lied singend, aufgeregt, herzklopfend.
Raupenperspektive - vom seltsamen Geschichtenfinden
In einer Geburtstagsrunde wünschte sich die ein Jahr älter gewordene Dame des Hauses von jedem ihrer Gästen ganz spontan eine kleine Geschichte vom gerade erlebten Tag, nur ein winziges ausgewähltes Juwel innerhalb des Alltäglichen... und während die anderen Gäste promt zu erzählen begannen blickte ich unzufrieden auf meinen Tag und mein diffuses Unglücklichsein, über mein angestrengtes Erfüllungsprogramm, über den unbefriedigenden Abarbeitungsplan, all diese Vorhaben, die "erst" noch dran kämen, bevor ich das beginnen würde, wonach ich mich schon so lange sehnte. Nirgendswo fand ich das erzählenswertes Juwel. Nicht mal eine Klitze-Kleinigkeit. Ich erschrak darüber und enthielt mich.